Vor der Reise
Auf nach Amerika
Das Heidelberger Klangforum hat schon viele Konzertreisen hinter sich. Amerika stand bisher allerdings noch nicht auf der Liste. Anfang Mai wird das Ensemble für Neue Musik dort erstmals zu Gast sein. Die Stationen sind: New York, Winipeg, Victoria und Vancouver.
Eine Uraufführung hat den Ausschlag gegeben
Die Einladung hat sich aus der Zusammenarbeit mit dem in Kanada lebenden Komponisten Dániel Péter Biró ergeben. Das Klangforum hatte im Rahmen des Festivals Diktaturen ein Auftragswerk an ihn vergeben und es dann im Herbst 2017 uraufgeführt. Ethica heißt diese Komposition, inspiriert von der gleichnamigen Abhandlung des Philosophen Baruch Spinoza. Dániel Péter Biró hat allein schon für die Konzeption eine Guggenheim Fellowship erhalten. Die Guggenheim-Stipendien gehören zu den bedeutendsten Kulturauszeichnungen auf dem amerikanischen Kontinent.
Ein Portraitkonzert für Dániel Péter Biró in New York
Mit seinem Werk Ethica hat Biró Neugier erregt. Die Americas Society in New York - eine Gesellschaft, die sich vor allem um den inneramerikanischen Kulturaustausch bemüht – bot ihm ein Portraitkonzert an, bei dem neben dem ausgezeichneten Stück auch noch andere Kompositionen von ihm zu hören sind. Natürlich nahm Dániel Péter Biró dieses Angebot an und schlug das Heidelberger Klangforum als ausführendes musikalisches Ensemble vor. Und so führte eines zum anderen.
Wie klingt Kanada?
Außer in New York wird das Klangforum auch noch drei Konzerte in Kanada geben. Jedes wird anders sein und auf dem Programm steht fast ausschließlich Musik zeitgenössischer kanadischer Komponisten. Neben Werken von Dániel Péter Biró sind das Stücke von Örjan Sandred, Philippe Leroux und Giorgio Magnanensi. Alle vier Künstler stammen aus Europa und alle sind derzeit an unterschiedlichen kanadischen Hochschulen als Professoren tätig. Das Klangforum besucht sie an ihren Wirkungsorten, spielt ihre Kompositionen, nimmt an Gesprächsrunden teil und hat sich außerdem noch auf Workshops mit kanadischen Studentinnen und Studenten vorbereitet. Vier Konzerte, Gesprächsrunden und drei Workshops in zehn Tagen; dafür einmal quer über den Kontinent und in verschiedenen Zeitzonen unterwegs: das Klangforum ist offen für neue Entdeckungen.
Diskutieren anstatt streng nach Noten singen – Die Love Songs von Claude Vivier
Als Reminiszenz an einen der bedeutendsten Komponisten Kanadas – Claude Vivier - hat das Klangforum außerdem noch dessen Vokalwerk Love Songs mit ins Programm aufgenommen. Ein schillerndes anarchistisches Stück, das Ende der 70er Jahre entstanden ist. Die Notenschrift ist sehr uneindeutig und die Sängerinnen und Sänger müssen zum großen Teil selbst entscheiden, wie sie das Ganze aufführen wollen. Love Songs ist ein sehr verspieltes und klangreiches Stück, das fest ins Repertoire der Neuen Musik gehört.
Jüdische Komponisten in der Synagoge von Victoria
Ein sehr besonderes Konzert führt das Klangforum in die Synagoge Temple Emanu-El in Victoria, eine der ältesten Synagogen Kanadas. Hier werden noch einmal einige Stücke von Dániel Péter Biró zu hören sein. Seine Kompositionen setzten sich in großen Teilen mit der jüdischen Tradition und Gegenwart auseinander. Außerdem stehen Werke von Gideon Klein und Viktor Ullmann auf dem Programm. Beide Komponisten waren in Theresienstadt interniert und dort noch als Musiker tätig. Ullmann ist im Konzentrationslager ermordet worden, Klein dort unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen.