Aus der "offenen Anstalt"
Das KlangForum Heidelberg geht online – und gibt Ungesehenem und Unerhörtem Bild und Klang
Die gegenwärtige Ausnahmesituation bedroht nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Wahrnehmung von Krankheit. Sie scheint eher eine Frage von Statistik und Volkswirtschaft statt von individueller Sensibilität.
Auch deshalb, auch dagegen konzentriert das KlangForum seine Aktivitäten auf die mediale Öffnung eines Projekts, das mit tiefer, aber leiser Resonanz einen Ansatz des Psychiaters Hans Prinzhorn (1886-1933) aufgenommen hatte: angeregt durch die gleichnamige, von ihm begründete und heute über 30.000 Exponate umfassende Heidelberger Sammlung mit Texten, Bildern und Skulpturen von psychisch Erkrankten entstanden ab 2001 insgesamt 22 Auftragswerke führender Komponisten der zeitgenössischen Musik. Alle wurden im mehrjährigen Projekt Prinzhorn unter der Leitung von Walter Nußbaum uraufgeführt und aufgenommen, ein bibliophiler Bildband mit 4 CDs voller Ersteinspielungen erschien 2014 im Wunderhorn Verlag.
In Zeiten schlechter Nachrichten und viral dominierter Medien entstehen auch Freiräume und Chancen zur Erweiterung unserer Wahrnehmung, gerade auch angesichts der neu gesehenen Grenzen von Krankheit und Gesundheit. Und womöglich ergibt sich auch die Zeit, sie auszunutzen. Und zwar an jedem Ort: online.
Hier finden sich ab April 2020 jeden Freitag zwei der gesammelten Werke aus dem hoch gelobten, aber bisher zu wenig hörbaren Kooperationsprojekt „Ungesehen und Unerhört. Künstler reagieren auf die Sammlung Prinzhorn“.