Sternbild: Mensch IV
Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe
- Klaus Lang: ubi est mundus., für Flöte und vier Stimmen (S, A, T, B), 2019
- Claus-Steffen Mahnkopf: Astronomica, für vier Stimmen (S, A, T, B) und Ensemble
- Johannes Schöllhorn: aire, für 6 Solostimmen, Klavier und Schlagzeug, 2019
- Hans Darmstadt: "...es sind noch Lieder zu singen jenseits der Menschen", Gedichte von Paul Celan für Mezzosopran, Tenor und Bassbariton, 1982
- Karlheinz Stockhausen: Fische, aus Tierkreis; Version für Mezzosopran oder Alt oder tieferen Tenor
- Orlando di Lasso: In me transierunt
- SCHOLA HEIDELBERG | ensemble aisthesis
Leitung: Walter Nußbaum
Veranstalter: ZKM Karlsruhe
Zugleich und ständig waren die Sterne Inspirationsquelle für die menschliche Phantasie, für das spirituelle Erleben, die Vorstellung vom Unendlichen und nicht Erreichbaren und somit Abbilder eines Übermenschlichen oder Göttlichen. Durch Arnold Schönbergs Erspüren der „luft von anderen planeten" (Stefan George) mit den Ohren (!) begann das 20. Jahrhundert in der Musik zwar als synästhetische Beschwörung und poetisch-imaginative Ahnung neuer Welten und eines neuen Kosmos, aber schon bald sollten Relativitätstheorie, Quantenmechanik, Wellentheorie, Statistik und Big Data auch künstlerische Konzeptionen und Spekulationen maßgeblich prägen.
„Sternbild: Mensch“ IV bis VI ist die Weiterführung einer sechsteilig angelegten Reihe von Veranstaltungen zum Thema der musikalischen Kosmologie, die mit „Konzert“ nur unvollständig beschrieben wären. Die beiden Ensembles des KlangForum Heidelberg, die SCHOLA HEIDELBERG und das ensemble aisthesis, führen unter der Leitung Walter Nußbaums die enge Verbindung vokaler mit instrumentaler Klangerzeugung, außerdem die Integration räumlicher Klanglichkeit und visueller Repräsentation vor Augen und Ohren. Eine Verbindung nicht fassbarer, poetisch gesprochen: „überirdischer“ Zusammenhänge – dafür steht das Projekt „Sternbild: Mensch“.
Das KlangForum Heidelberg vergibt für die Fortsetzung der Konzertreihe „Sternbild: Mensch“ Kompositionsaufträge an namhafte Komponisten internationalen Ranges; erst der besondere Rahmen dieser Reihe erlaubt ihnen die künstlerische Umsetzung astronomisch-kosmischer Fragestellungen und Phänomene jenseits der Beschränkungen traditioneller Konzertpodien. Für den vierten Teil der Konzertreihe „Sternbild: Mensch“ haben Johannes Schöllhorn (Kompositionsprofessor in Freiburg), der Mannheimer Claus-Steffen Mahnkopf (heute Professor an der Musikhochschule Leipzig) und der österreichische Komponist Klaus Lang eigens für die Konzertreihe in Auftrag gegebene Werke komponiert, die allesamt mit dem Kosmos in Verbindung stehen. So vertritt Lang den Standpunkt, Musik sei hörbar gemachte Zeit, was im Hinblick auf den Kosmos und die in den Sternen metaphorisch ausgedrückt bildlich verschwindende Zeit, Vergangenheit, ein akustisch spannender Ansatz ist. Schöllhorn behandelt in seiner Komposition den (nur scheinbaren) Gegensatz von „hell“ und „dunkel“, der sich bei näherer Betrachtung als ein Fließen entpuppt. Als Grundlage dienen hierfür drei kleine Textausschnitte aus dem Beginn von Sor Juanas „primero sueño“. In Mahnkopfs Komposition dominiert der astrophysikalische Moment: Wissenschaftliche Texte werden umformuliert, Hintergrundrauschen, Schwarze Löcher, Ekpyrosis stellen nur einen kleinen Ausschnitt der behandelten Themen dar.