Projekt Wunderhorn

Wie romantisch ist zeitgenössische Musik?

Das Wunderhorn Projekt
Das Wunderhorn Projekt

Die 1806 erschienene Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ von Achim von Arnim und Clemens Brentano ist ebenso eng mit ihrem Publikationsort Heidelberg wie mit Gustav Mahler verbunden. „Des Knaben Wunderhorn im 20. und 21. Jahrhundert“ – in seinem erfolgreichen Konzertformat um Gustav Mahlers 4. Sinfonie (Kammerfassung: Erwin Stein von 1921) reflektiert das KlangForum Heidelberg 200 Jahre später den charakteristischen Volkston in Mahlers Klavierliedern in neuer Instrumentation wie auch im Lichte einer durch die neuen Medien geprägten Welt. Die Komponisten Cornelius Schwehr, Erik Oña und Caspar Johannes Walter erweitern bei der Neuinstrumentierung den charakteristischen Mahler-Klang zugunsten ihrer zeitgenössischen wie persönlich kommentierenden Sicht.

Die Tonsprache Mahlers ist an der Schwelle zur Moderne um 1900 entstanden; die Wunderhorn-Texte von Brentano und von Arnim ein knappes Jahrhundert früher: diese zeitliche Distanz wird selten wahrgenommen.

Regional und national großen Anklang fand die Uraufführung von „Des Knaben Wunderhorn im 20. und 21. Jahrhundert“ im Rahmen des Literatursommers Baden-Württemberg 2006 mit der renommierten Mahler-Interpretin Ruth Ziesak und dem ensemble aisthesis unter der Leitung von Walter Nußbaum. Mit Blick auf ein medial orientiertes Publikum wurden Video- und Computeranimationen integriert. Die Videokünstler Christoph Zeidler und Joscha Steffens stellen assoziative und kontrastive Verbindungen zwischen Text und Musik, Bildern und Symbolen der Romantik und der heutigen Zeit her.

Begleitet wurde das Konzert von einem Komponistenworkshop, einer öffentlichen Generalprobe und einem Vortrag des Musikwissenschaftlers Dr. Jan Reichow zum Thema „Wunderhorn, Kindheit und Himmlische Stadt.“

Wegen des enormen Erfolgs beim Publikum wurde „Des Knaben Wunderhorn im 20. und 21. Jahrhundert“ bereits im Dezember 2007 wieder aufgenommen. Das ensemble aisthesis gastierte mit der Sopranistin Ruth Ziesak und dem Bariton Sebastian Noack in der Stuttgarter Liederhalle, im Konzerthaus Berlin und im Stadtcasino Basel.