Künstliche Intelligenz und das Seufzen der Kultur?
Von Geist und Transhumanismus
Providenzkirche Heidelberg
- Uraufführung — Ludger Brümmer: Non può sentir dolore , (verspürt nicht mehr den Schmerz), 2022
- Uraufführung — Orm Finnendahl: Ordonarequin/Traum der elektrischen Schafe, 2022
- Johann Sebastian Bach: Der Geist hilft unser Schwachheit auf BWV 226, Motette für zwei 4stimmige gemischte Chöre, 1729
- Iannis Xenakis: Morsima-Amorsima, 1962
- Iannis Xenakis: Serment-Orkos, 1981
- Karlheinz Stockhausen: Trauer mit Humor, 1987
- Josquin des Préz : Une mousse de Bisquaye
- Gottfried Michael Koenig: Funktion Indigo
- Antoine Brumel: Kyrie I -Christe -Kyrie II aus Missa Et ecce terrae motus
- SCHOLA HEIDELBERG | ensemble aisthesis
Moderation: Martina Seeber | Vortrag: Prof. Dr. Vincent Heuveline
Leitung: Walter Nußbaum & Ekkehard Windrich | Klangregie: Sebastian Schottke
Veranstalter: KlangForum Heidelberg e.V.
Ein wissenschaftlich-musikalischer Dialog über Geist, Denken, Ethik und Ästhetik im Rahmen des Jubiläumsjahr-Projekts "Die Würde - wessen?" des KlangForum Heidelberg e.V.
Auf mehreren Ebenen thematisiert das KlangForum Heidelberg e.V. im aktuellen Programm seiner Ensembles, Teil der ganzjährigen Veranstaltungsreihe "Die Würde - wessen?", die Begegnung von Geist, Würde und Menschenbild mit Methoden und Sichtweisen technischer, informatischer und künstlicher Intelligenz. Das vielfach ausgezeichneten Vokalensemble SCHOLA HEIDELBERG bietet mit Werken von Josquin des Prèz und Antoine Brumel aus der Renaissance (als Epoche der Ausprägung des modernen Begriffs von Menschenwürde) Kontext und Referenz für neue, teils uraufgeführte Werke für Stimmen, Instrumente und Live-Elektronik von Orm Finnendahl (HfMDK Frankfurt), Ludger Brümmer (ZKM Karlsruhe), aber auch für klassische Avantgardewerke von Karlheinz Stockhausen und Iannis Xenakis, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr zu feiern ist.
An Gottfried Michael Koenig, einen anderen Großmeister der informatisch und 'stochastisch' geprägten Avantgarde des 20. Jahrhunderts wird anlässlich seines Todes im Dezember 2021 durch Aufführung eines mehrkanaligen elektronischen Werkes (in der Klangregie seines Schülers und Sachwalters Kees Tazelaar vom Instituut voor Sonologie in Den Haag) erinnert; kontrastiert wird es durch ein analog besetztes Instrumentalwerk von Xenakis', das bereits 1962 mithilfe eines IBM-Computers komponiert wurde.
Johann Sebastian Bachs Motette "Der Geist hilft unser Schwachheit auf" bringt zudem einen weltanschaulich-transzendentalen Geistesbegriff ins Spiel und exponiert das Wechselverhältnis kompositorischer, satztechnischer und kreativer Intelligenz aus einer weiteren historischen Perspektive.
"Künstliche Intelligenz und das Seufzen der Kultur? - Von Geist und Transhumanismus" thematisiert so durch gegenseitige Bezüge und Reflexionen die umfassende Fähigkeit des schöpferischen Geistes, humanistisch oder technologisch geprägt, zur kulturelle Aneigung von Welt.
Der interdisziplinäre Austauschs zwischen Wissenschaft und Kunst, Technik und Ästhetik ist implizite Grundlage aller hier aufgeführter Kompositionen und auch Thema der Einführung durch den Mathematiker Vincent Heuveline vom Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) sowie eines Podiumsgesprächs zusammen mit den Komponisten der Uraufführungen.